31/03/2025 0 Kommentare
Was mich satt macht
Was mich satt macht
# Predigt

Was mich satt macht
1. Teil, Predigerin: Mina Reubig:
Liebe Gemeinde,
am Anfang von Johannes 6 wird eine Geschichte von Jesus und seinen Jüngern erzählt und wie Jesus das Volk sieht und Philippus fragt, wo sie das Brot kaufen, welches sie essen werden. Ich lese Ihnen die Verse 3 bis 14 vor:
Jesus stieg auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. Es war kurz vor dem jüdischen Passafest. Als Jesus aufblickte und die Menschenmenge auf sich zukommen sah, fragte er Philippus: "Wo können wir Brot kaufen, dass all diese Leute zu essen bekommen?" Er sagte das aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen, denn er wusste schon, was er tun wollte.
Philippus entgegnete: "Es würde mehr als zweihundert Denare kosten, um jedem auch nur ein kleines Stück Brot zu geben."
Ein anderer Jünger namens Andreas, es war der Bruder von Simon Petrus, sagte zu Jesus: "Hier ist ein Junge, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat. Aber was ist das schon für so viele."
"Sorgt dafür, dass die Leute sich setzen!", sagte Jesus. Es waren allein an Männern ungefähr fünftausend. Dort, wo sie sich niederließen, gab es viel Gras.
Jesus nahm nun die Fladenbrote, dankte Gott und verteilte sie an die Menge. Ebenso machte er es mit den Fischen. Alle durften so viel essen, wie sie wollten.
Als sie satt waren, sagte er zu seinen Jüngern: "Sammelt auf, was übriggeblieben ist, damit nichts umkommt!"
Die Jünger füllten zwölf Handkörbe mit den Brotstücken. So viel war von den fünf Gerstenbroten übriggeblieben.
Als die Leute begriffen, was für ein Wunder Gottes Jesus getan hatte, sagten sie: "Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll!"
Was ein Wunder!, war mein erster Gedanke dabei. Wie kann das sein, dass aus 5 Broten und 2 Fischen über fünftausend Menschen satt werden? Das habe ich mich gefragt. Wenn man sich die Geschichte noch mal richtig durchliest, sieht man, dass da steht, dass Jesus vorher Gott für das Essen gedankt hat.
Ich finde es faszinierend, dass alle satt wurden, nur weil Jesus Gott gedankt hat. Das zeigt mir, wie mächtig Jesus ist, und dass er in der Lage ist, das Unmögliche möglich zu machen. Als er Gott dankte, hatte er ihn in anderen Worten um Hilfe gebeten. Er wusste, dass er allein durch das Danken es schafft, mit Gottes Hilfe alle Menschen satt zu kriegen.
Aber wie kann ich diese Information in meinem Leben anwenden? Ich sehe in der Geschichte, wie Jesus eine riesige Menschenmenge versorgt – mit nur fünf Broten und zwei Fischen. Das erinnert mich daran, dass wir oft denken, dass unser Potenzial zu klein wäre und unsere Möglichkeiten begrenzt. Aber Jesus zeigt mir: Wenn ich das Wenige, das ich habe, ihm gebe, kann er es auf erstaunliche Weise vermehren. Hab‘ Vertrauen auf Jesus!
Die Jünger sahen das Problem, dass so eine Menschenmenge hungrig war, und es gab nicht genug zu essen. Ich erkenne mich darin wieder. Wie oft schaue ich auf meine Umstände und denke: Das reicht nie aus! Und ich frage mich, ob ich genug Zeit oder Kraft habe. Doch Jesus zeigt mir, dass ich nicht zuerst auf meine Begrenzung schauen sollte, sondern auf ihn.
Andreas brachte den Jungen zu Jesus, der sein Essen teilte – eine kleine Tat, die Großes bewirken kann. Das zeigt mir, dass ich das, was ich habe, auch teilen kann.
Ich kann mit Menschen auf der Straße mein Essen teilen, egal, ob ich sie kenne oder nicht. Ich kann Leuten helfen, wenn sie mich brauchen. Ich kann teilen, und das ist, was zählt.
Was mich besonders berührt, ist, dass Jesus nicht nur für das Nötigste sorgt, sondern für den Überfluss. Am Ende bleiben zwölf Körbe übrig. Das zeigt mir, dass Gott nicht nur mich gerade so versorgt, sondern es sehr großzügig macht. Ich darf darauf vertrauen, dass er für mich sorgt.
Egal, wie klein meine Möglichkeiten scheinen – in Gottes Händen kann selbst das Geringste zu etwas Wunderbarem werden.
Und genau das gibt mir Mut. Ich muss nicht alles selbst schaffen, Jesus ist meine Versorgung. Meine Begrenzungen sind kein Hindernis für Gott. Er kann aus wenig viel machen. Wenn ich bereit bin, das zu geben, was ich habe, wird Gott es vermehren. Ich darf mit Hoffnung leben, denn Jesus lässt mich niemals leer ausgehen.
Deshalb will ich nicht auf meine Begrenzungen schauen, sondern auf Jesus. Denn in seinen Händen wird selbst das Wenige, das ich habe, zu mehr als genug.
Ich möchte lernen, darauf zu vertrauen, dass er sich um mich sorgt und mir das gibt, was ich brauche. Ich möchte auf ihn und seinen Plan vertrauen. Amen.
2. Teil, Prediger: Pfr. Burkhard Weitz:
Liebe Mina,
vielen Dank für deine bewegenden Gedanken. Du hast uns ganz wunderbar erklärt, was dieses Speisungswunder mit unserem Glauben heute zu tun hat.
Ich möchte an das, was du sagst, anschließen:
Dass du lernen möchtest, darauf zu vertrauen, dass sich Jesus um dich sorgt und dir gibt, was du brauchst.
Ich möchte daran anschließen, weil du mir aus dem Herzen sprichst: Ich möchte das auch lernen.
Dass ich mich von dir angesprochen fühle, dass liegt doch daran, dass ich mich von dir verstanden fühlen. Dass ich nicht allein bin mit meiner Sorge, meinem Selbstzweifeln, meinem Gefühl, unbeachtet zu sein, oder von anderen nicht verstanden zu werden.
Ich stelle mir die Gesellschaft früher, vor der Industrialisierung, vor dem Entstehen unserer heutigen Megastädte, als die allermeisten Menschen auf dem Lande in Kleinststädten und Dörfern lebten, aus denen sie nur selten herauskamen, – ich stelle mir diese Gesellschaft als fürchterlich beengt vor. Man läuft immer nur denselben Menschen über den Weg. Man hat seinen Ruf weg. Er wird von Kindheit an geprägt, man trägt ihn ein Leben lang mit sich herum. Und man kommt eigentlich nie aus dieser Rolle heraus.
Der Nachbar, dem ich einen Jugendstreich gespielt habe, trägt mir diesen Streich ein Leben lang nach. Die Gleichaltrigen, die mit mir die Schulbank gedrückt haben, sehen in mir ein Leben lang denselben kleinen pummeligen und unsportlichen Jungen, der beim
Sport immer als letztes in die Mannschaft gewählt wird.
Die Schuldgefühle, die ich mit mir trage, die Angst vor den bulligen Jungs aus meiner Schulzeit, die mich gemobbt haben, das Gerede der Nachbarn, ich werde es ein Leben lang nicht los.
Jesus ergeht es, wie anderen auch. Er gibt den Menschen zwar etwas, das sie nährt, das sie wirklich satt macht. Und er kann zu Recht sagen, dass das, was er ihnen gibt, etwas Neues ist. Und dass er, der es ihnen gibt, jemand anderes ist, als der, für den sie ihn halten.
Aber sie kommen aus ihren Rollenzuschreibungen nicht heraus. Die Geschichte vom Brotvermehrungswunder in Johannes 6 geht so weiter, dass die Leute Jesus hinterherlaufen und noch mehr Wunder sehen wollen. Jesus sagt ihnen, dass das, was er ihnen gibt, himmlische Speise sei. Und dass er vom Vater gesandt sei.
Aber die Leute sehen nicht in Jesus den, den Gott gesandt hat. Sie sehen nur den, mit dem sie die Schulbank gedrückt haben und den sie von Jugend an aus ihren Dörfern kennen. Sie sagen: „Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel gekommen?“
Und wir sind ja nicht anders. Wir entlassen die Menschen, über die wir einmal ein Urteil gebildet haben, ungern aus der Rolle, die wir ihnen einmal zugeschrieben haben. Und auch uns hält man in bestimmten Rollen gefangen.
Ich persönlich empfinde es als ein Glück, dass die Städte größer geworden sind, dass das Miteinander anonymer geworden ist, und dass wir denen aus dem Weg gehen können, die uns ablehnen. Dass wir uns die Kreise aussuchen können, uns mit den Menschen umgeben können, die uns guttun – und denen wir guttun.
Den Rollenzuschreibungen und -festlegungen können wir viel leichter entgehen, als früher, als die Menschen noch beengter lebten. Das ist ein Freiheitsgewinn.
Dafür fehlt etwas anderes heute: die Geborgenheit, die Nestwärme. Man fühlt sich oft einsam, fühlt sich alleingelassen mit der eigenen Sorge, den Selbstzweifeln, dem Gefühl, unbeachtet zu sein. Und wenn das Selbstvertrauen einmal weg ist, fühlt man sich schnell scheel angesehen. Man sorgt sich: Die andere finden mich hässlich. Sie finden mich abstoßend. Sie lachen über mich. Dann ist es besser, wenn sie mich gar nicht erst beachten.
Jesus gibt den Menschen in seiner Umgebung etwas, aber was? Er sagt ihnen: Sie sollten sich nicht um vergängliche Speise, sondern um unvergängliche Speise sorgen. Um die unvergängliche Speise, die er ihnen gibt. Und sie sollten an ihn glauben, weil Gott ihn gesandt hat. Ich lese den Predigttext für den heutigen Sonntag,
Johannes 6,47-51:
Amen, amen, das sage ich euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens.
Eure Vorfahren haben in der Wüste das Manna gegessen und sind dann doch gestorben. Aber dies ist das wahre Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer davon isst, wird nicht sterben.
Ich bin das Lebensbrot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er das ewige Leben haben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, um dieser Welt das Leben zu schenken.«
Was ist das wahre Manna, das vom Himmel kommt?
Was ist das Lebensbrot, das ewiges Leben schenkt?
Wer ist derjenige, der sich selbst als das Brot des Lebens, als Lebensspeise ausgibt?
Und wie kann er mir zur Lebensspeise werden?
Die Verse aus dem Johannesevangelium erinnern an das Brot, das Jesus bricht und den Jüngern zu essen gibt. Johannes erwähnt in seinem Evangelium das Abendmahl nicht; er erwähnt nur eine Fußwaschung in der Nacht, als Jesus verraten wurde. Aber mit diesen Versen gibt der Evangelist Johannes zu erkennen, dass in seiner Gemeinde auch das Abendmahl gefeiert wurde; dass er das Abendmahl selbst auch kannte.
Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern war an einem Donnerstagabend. Jesus und seine Jünger sind ein letztes Mal ausgelassen und fröhlich.
Jesus ließ zwar einige irritierende Bemerkungen fallen. Dass einer der Jünger ihn verraten werde. Und Jesus brach das Brot, reichte ihnen das gebrochene Brot und sagte: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Er reichte ihnen den Wein und sagte: Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.
Das sind irritierende Bemerkungen, irritierend genug, dass die Jünger sich später an sie erinnert haben. Aber insgesamt stelle ich mir die letzte Mahlzeit Jesu mit seinen Jüngern ausgelassen und fröhlich vor.
Nach dem Mahl ging Jesus mit seinen Jüngern auf den Ölberg in einen Garten. Dann ging alles ganz schnell: Verhaftung, nächtliches Verhör, Verurteilung, Folter, Kreuzigung, Tod, Begräbnis. Keine 20 Stunden nach dieser letzten, erfüllenden Begegnung, nach dem letzten gemeinsamen Festessen war Jesus tot, sein Leib gebrochen, sein Blut vergossen, der Leichnam ins Grab gelegt. Eigentlich war alles vorbei. Wäre es dabei geblieben, hätte man heute Jesus längst vergessen.
Aber kaum sind drei Tage vergangen, ist das Grab wieder leer. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt. Und die Jünger erinnern sich an die Worte Jesu. Sie beginnen zu verstehen. Jesus war wirklich vom Himmel gesandt. Er hatte wirklich Lebensspeise. Was er zu geben hatte, war wirklich unvergänglich. Und er kann es noch immer geben.
Die Jünger setzen sich zusammen und wiederholen dieses Abendmahl. Sie brechen füreinander das Brot, wie es Jesus für sie gebrochen hatte. Sie reichen den Wein, wie Jesus ihnen den Wein gereicht hatte. Indem sie das Abendmahl wieder und wieder feiern, bewahren die Jünger Jesu die Erinnerung an den, der sein Leben für seine Freunde hinzugeben bereit war. Im Abendmahlsgottesdienst wiederholt sich die Gemeinschaft mit dem, der vom Himmel gesandt war. Und im Abendmahl bleibt die Gemeinschaft mit Jesus erhalten, bis heute.
Jesus lädt uns ein. Er nimmt uns auf in seinen Freundeskreis – in den Kreis derer, für die Jesus sein Leben hingibt. In den Kreis derer, denen Jesus das Selbstvertrauen zurückgibt, die Selbstsicherheit, denen Jesus den Selbstzweifel abnimmt. „Schau mal“, sagt er: „Du bist es mir wert, dass ich mein Leben für dich gebe.“
Und ja, liebe Mina, wir dürfen vertrauen, dass er sich um uns sorgt und uns das gibt, was wir brauchen. Amen.
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