Kalendersprüche...

Kalendersprüche...

Kalendersprüche...

# Predigt

Kalendersprüche...

Liebe Gemeinde, und ganz besonders: Liebe Maya, liebe Lilly, 

Konfirmation ist ein lateinisches Wort. Es heißt Bekräftigung. Die Konfirmation wurde eingeführt, weil man sich sagte: In der Bibel steht die Taufe für die Umkehr – also dafür, dass man sich von einem schlechten Leben abwendet und zumindest sich vornimmt, ein anderes, ein besseres Leben zu führen. 

Wir taufen aber Säuglinge. Maya, du wurdest am 26. Oktober 2008 getauft, da warst du zweieinhalb Monate alt! Und du, Lilly, warst schon anderthalb Jahre alt, als du am 28. Juli 2013 getauft wurdest, aber daran wirst auch du keine Erinnerungen mehr haben. 

Säuglinge und Kleinkinder zu taufen ist richtig, weil wir sagen: Die Taufe steht dafür, dass Gott unser Leben neu ausrichten will. Ja, wir nehmen uns immer vor, bessere Menschen zu werden, und meistens scheitert das. Also sollen wir das Gott überlassen, sollen wir Gott vertrauen, dass Gott unser Leben neu ausrichtet. Und wie könnte man besser zeigen, dass die Taufe eine Gnade ist, als wenn man Säuglinge und Kleinstkinder tauft?! 

Und trotzdem sollten wir auch wissen: In welche Richtung will Gott denn unser Leben neu ausrichten? Dafür haben wir die Konfirmation, ein Fest des Erwachsenwerdens, bei dem ihr heute bekräftigt: Ja, ich will mich darauf einlassen, dass es in meinem Leben eine ganz andere Ausrichtung geben kann als die, von der immer alle reden. 

Wovon rede ich? Ich möchte euch das an fünf Sprüchen zeigen, die man oft hört, die aber nicht wirklich biblisch sind. Und ich möchte euch gegenüber argumentieren, warum ich es nicht nur für christlich, sondern auch für klug halte, diese fünf Sprüche einmal zu überdenken.  

Der erste Spruch: „Folge deinem Herzen!“

Ich muss zugeben: Ich selbst gebe diesen Rat auch oft und gerne. Ich meine damit: Tu das, was du für richtig erkennst. Tu nicht einfach, was andere Leute sagen. Denke selbst nach. 

Aber streng genommen sagt dieser Spruch ja auch: Orientiere dich an deinem Herzen. Aber: Ist nicht immer eine gute Idee? Was, wenn du Groll in deinem Herzen hegst? Was, wenn dein Herz eng wird? Was, wenn es krank wird?

Wenn du einen sicheren Orientierungspunkt haben willst, dann schau auf Jesus Christus. Schau auf den, der Menschen heilt, der ihnen einen guten Weg weist, der in allem selbstlos ist – ohne sein „Ich“ dabei zu verlieren. Klar, du bist nicht Jesus, du musst auch nicht perfekt sein. Aber schau auf ihn, orientiere dich an ihm. Dann machst du dich nicht abhängig von deiner Herzensstimmung. Deswegen rät die Bibel: Folge Christus

Das zweite, von dem alle reden, lautet: „Erfolg kann man am Wohlstand eines Menschen ablesen.“ Zwar betonen viele: Geld ist mir nicht so wichtig. Aber es ist schon so: Je mehr ein Mensch verdient, für desto erfolgreicher hält man ihn.  

Interessant ist nun aber, dass Jesus uns vor der Liebe zu materiellem Wohlstand, vor der Liebe zum Geld warnt. Er sagt: Dein Erfolg im Leben bemisst sich gerade nicht am Geld, sondern daran, wie treu du Gott bist

Und das ist ein interessanter Gedanke: Ihr habt mehr vom Leben, wenn ihr moralisch integer seid, wenn ihr nicht käuflich seid. Ihr habt mehr vom Leben, wenn ihr mit euch selbst im Reinen seid – mit euch selbst und mit Gott, betont die Bibel –. Natürlich geht immer etwas schief im Leben. Man scheitert an eigenen Maßstäben. Dann ist es gut, über sich nachzudenken, was habe ich falsch gemacht?, dafür um Vergebung zu bitten und noch einmal neu anzufangen. Auch dazu lädt uns unser Glaube ein. 

Das dritte, von dem alle reden: „Bleibe dir selber treu.“ Soll man das wirklich? Wenn gemeint ist, dass man sein Fähnlein nicht nach dem Wind hängen und nicht alles nachplappern soll, dann würde ich auch sagen: Bleibe dir selber treu.  

Aber der Spruch lässt einen ja auch glauben, dass Wahrheit subjektiv sei, dass wir uns selbst die Richtung vorgeben.  In der Bibel sagt aber Jesus aus gutem Grund: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, es sei denn durch mich.“ 

Wenn Jesus jetzt irgendjemand wäre, dann würde das sehr anmaßend klingen. Aber für uns ist Jesus der Gottessohn, derjenige, der vollkommen nach Gottes Willen gelebt hat. Ihm nachzueifern, so glauben wir, ist der sicherste Kompass im Leben. 

Das vierte, von dem alle reden, lautet: „Tu, was dich glücklich macht.“ Dieser Spruch sagt dir im Grunde, dass du dein persönliches Glück über alles andere stellen sollst, egal, was das für Konsequenzen für andere hat. Aber wenn es nur um das eigene Glück, dann könnte man ja auch ohne Rücksicht auf andere leben. Die Bibel nennt so ein egoistisches Leben aber aus gutem Grund Sünde. Wer nur für sich lebt, trennt sich von Gott und von den Mitmenschen. 

Die Bibel sagt deshalb: Liebe Gott von ganzem Herzen und liebe deine Mitmenschen wie dich selbst. Sei ein liebender Mensch. In der Liebe zu anderen (nicht in der romantischen Liebe, aber in der tätigen Liebe) findet sich eine andere Art von Erfüllung. Sie ist größer, als wenn man bloß tut, was einen selbst glücklich macht – oder von dem man annimmt, dass es einen glücklich macht. 

Das fünfte, von dem alle reden: „Du lebst nur einmal.“ Dieser Spruch unterstützt die Annahme, dass du nur im Augenblick lebst und du dein Vergnügen jetzt suchen sollst, egal, was das langfristig für Konsequenzen hat. 

Aber die Bibel richtet uns nach der Ewigkeit aus. Sie sagt: Betrachtet euer Leben doch mal aus der Vogelperspektive, und zwar so, als könntet ihr von Außerhalb auf die Erde schauen, auf unser verrücktes Leben. Wie würdet ihr über dieses oder jenes vom Standpunkt er Ewigkeit aus beurteilen? Da wirkt der Moment, in dem man lebt, doch eher wie etwas Zufälliges. 

Ihr merkt: Es geht immer wieder darum, nicht um sich selbst zu kreisen und nicht den schnellen Vorteil zu suchen, sondern sich von etwas Größerem leiten zu lassen. 

Ich gebe zu: Das klingt alles negativ: „Tu dies nicht, tu das nicht.“ Aber eigentlich kann man das alles auch sehr positiv erzählen. Und das tut der Predigttext für den heutigen Ostermontag.  

Die Bibel hat eine sehr positive Vorstellung von einem guten Leben, und eine sehr konkrete Vorstellung. Für die Bibel ist ein gutes Leben dasselbe wie ein gutes und glückliches Miteinander, das man nicht bekommt, wenn alle nur ihren eigenen Vorteil oder ihr schnelles Glück suchen. 

Vielleicht erinnert ihr euch an die Lesung vom Gründonnerstag. Da sagt Jesus bei seinem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern: „Ich werde von nun an nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt.

Das heißt aber doch: Wenn das Reich Gottes kommt, dann wird Jesus wieder vom Gewächs des Weinstocks trinken. Dann wird es nämlich ein riesiges Fest geben, bei dem alle Menschen zusammen an einem Tisch sitzen und miteinander schmausen. 

Und diese Vorstellung eines großen Festes, eines himmlischen Abendmahls, findet sich beim Propheten Jesaja (25,6-9). 

Sie beginnt so: 

Gott, der Herr wird allen Völkern auf dem Berg Zion ein üppiges Festmahl bereiten. Es wird erlesene Weine und würzige Speisen geben. Man trinkt gut gelagerte, alte Weine.

Stellt euch dieses große Fest vor. Alle sitzen an einem Tisch. Niemand ist ausgeladen. Es gibt Leckeres zu essen und zu trinken, und zwar ausreichend für alle. Denkt an dieses himmlische Fest, wenn ihr heute Nachmittag mit der ganzen Familie beim OTC essen geht. Und stellt es euch dann noch viel größer vor: als ein Fest für die ganze Menschheitsfamilie. Und der Predigttext geht weiter: 

Dann beseitigt Gott auf dem Zion den Trauerschleier, der allen Völkern das Gesicht verhüllt. Er entfernt das Tuch, das sie alle bedeckt.

Was für ein Fest! Es wird gefeiert, wenn alle politischen Katastrophen, die die Menschen bedrücken, ein Ende haben; wenn endlich faire Verhältnisse überall auf der Erde herrschen. Wenn sich endlich die Menschen zusammensetzen und nicht mehr ständig miteinander streiten und Krieg führen. Und der Gedanke geht weiter: 

Gott, der Herr, wird den Tod für immer beseitigen und die Tränen von allen Gesichtern abwischen.

Nicht nur die politischen, sondern auch die persönlichen Katastrophen haben ein Ende: Krankheit, Leiden, Sterben. Jetzt wird es schon etwas überirdisch. Aber lassen wir uns ruhig mal auf diese Vorstellung ein. 

Gott nimmt seinem Volk die Schmach, unter der es auf der ganzen Erde gelitten hat. Ja, das hat der Herr gesagt. Schutz für den Zion und Strafe für Moab

Endlich ist die Welt gerecht: Den Guten wird die Schmach genommen. Die Bösen werden bestraft. 

Die Vorstellung vom großen Mahl für alle ist natürlich ein Traum. Aber dieser Traum klammert eben nicht aus, dass es ja auch persönliche Schicksalsschläge gibt, dass man auch nicht einfach so tun kann, als wäre das Unrecht, das jetzt geschieht, nie geschehen, als könne man es einfach vergessen. Sondern natürlich muss man, wenn man wieder zusammenfindet, auch immer einen Weg finden, mit dem, was bisher schiefgelaufen ist, umzugehen. 

Aber der Prophet Jesaja erzählt davon in einer positiven Weise, mit einem guten Gedanken an das, was uns allen irgendwann einmal in Aussicht gestellt wird. Und das Ganze endet dann mit dem Lob Gottes: 

Zu der Zeit wird man sagen: Seht, das ist unser Gott! Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, und er hat uns geholfen. So ist der Herr, auf den wir gehofft haben. Lasst uns fröhlich sein und über seine Hilfe jubeln.

Sieht so ein glückliches Miteinander aus? Das ist natürlich eine uralte Utopie! Ich möchte euch das Bild vom großen Versöhnungsabendmahl mitgeben, damit ihr immer daran denkt, wenn ihr an einer großen Tafel sitzt: „Wie wäre es, wenn die ganze Menschheit so ein ausgelassenes und fröhliches Fest miteinander feiern könnte. Wäre das nicht ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt? Was könnte ich dazu beitragen, dass wenigstens ein winziges Stückchen davon wahr wird? 

Was ich damit sagen will: Denkt positiv an das, was noch alles kommen könnte. Denkt positiv an das, was ihr jetzt schon von dieser großen Menschheitsvision im Kleinen erleben könnt, was ihr euch davon schenken lassen könnt. Genießt jedes gemeinsame Mahl, bei dem es friedlich, versöhnlich und ausgelassen zugeht. Genießt es, wie eine Vorahnung von dem, was einmal kommen mag. 

Und haltet an diesem positiven Gedanken fest. Denn Christus ist von den Toten auferstanden. Bei Gott ist eben alles möglich. 

Amen. 

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed